Physiotherapie als medizinisch notwendige Behandlung

In vielen medizinischen Fachrichtungen, zum Beispiel die Orthopädie, die Neurologie, die Kinderheilkunde, die Geriatrie, stellt die angewandte Physiotherapie einen unverzichtbaren Teil der Behandlung dar und erweitert die medikamentösen oder operativen Behandlungsschemata.

Anhand der Symptome erstellt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt die für eine Verordnung notwendige Diagnose. Der Befund und die ärztlichen Anwendungsempfehlungen dienen als Grundlage für die Entscheidung, welche Therapie(n) zur Linderung Ihrer Beschwerden zum Einsatz kommen.

Eine ärztliche Verordnung umfasst meistens sechs Therapie-Einheiten. Sollten danach weitere Termine notwendig sein, benötigen Sie eine weitere Verordnung.

Die Kosten trägt in der Regel Ihre Krankenkasse. Als Patientin oder Patient zahlen Sie einen Eigenanteil pro Verordnung. Die Höhe des Eigenanteils hängt von den verordneten Heilmitteln ab. Natürlich können Sie sich als Selbstzahler/in auch dafür entscheiden, Ihre therapeutische Behandlung im Rahmen von Heilpraktikerleistungen zu erweitern.

Im Folgenden finden Sie eine kurze Beschreibung der wichtigsten physiotherapeutischen Behandlungsmethoden

Manuelle Lymphdrainage (MLD)

Die MLD ist eine sanfte Massage, mit der durch spezielle Griffe, Verschiebe- und Dehntechniken die Aktivität der Lymphbahnen angeregt wird. Dadurch wird der Abfluss der Lymphflüssigkeit unterstützt. Die Therapie wird vom Arzt angeordnet und von speziell ausgebildetem Personal, zum Beispiel einem Physiotherapeuten, ausgeführt.
Die MLD wird zunächst im nicht betroffenen Bereich der Extremität durchgeführt, um zu ermöglichen, dass die Flüssigkeit aus dem betroffenen Bereich abfließen kann. Häufig wird dies als eine Entlastung empfunden. Verhärtetes Bindegewebe wird gelockert und verliert somit an Schwellung. Schon nach kurzer Zeit können mit der Manuellen Lymphdrainage sehr gute Ergebnisse erzielt werden.

 

Manuelle Therapie (MT)

Bei der Manuellen Therapie (auch: Manualtherapie) handelt es sich um spezielle Handgrifftechniken, die im Rahmen des Befundes dazu dienen, eine Bewegungsstörung im Bereich der Extremitätengelenke oder der Wirbelsäule zu lokalisieren und zu analysieren. Dieser Befund dient als Grundlage zu den therapeutischen Handgriffen, die eine Physiotherapeutin oder ein Physiotherapeut als sogenannte Mobilisation durchführt.

Die Manuelle Therapie gilt als besonders wirkungsvoll und zugleich schonend für
• Gelenke der Gliedmaßen
• Gelenke der Wirbelsäule
• Kopf- und Kiefergelenk
• Gelenke am Brustkorb und Becken

Passend zur Anatomie des betroffenen Gelenks wählt der Manualtherapeut oder die Manualtherapeutin spezielle Handgriffe und Bewegungstechniken aus – je nach Art der Beschwerden. Die Techniken eignen sich dabei sowohl zur Schmerzlinderung als auch zur Mobilisation von Bewegungseinschränkungen. Voraussetzung ist, dass die Einschränkungen durch eine reversible Funktionsstörung des Gelenks oder der diesem Gelenk zugehörigen Muskulatur hervorgerufen werden. Die Auswahl der jeweils eingesetzten Mobilisationstechniken wird bestimmt durch den Befund, die eingeschränkte Bewegungsrichtung und die Form des Gelenks.

Quelle:
www.physioverband.de/patienteninformationen/methodenkonzepte/manuelle-therapie

Krankengymnastik am Gerät (KGG)

Mit der gerätegestützten Krankengymnastik (KG-Gerät) wird durch den Einsatz von Krafttrainingsgeräten ein gezielter Muskelaufbau erreicht. Die Geräte ermöglichen eine genaue Einstellung des therapeutisch sinnvollen Trainingsgewichts. Durch die mechanische Führung der Gewichte werden Fehlbelastungen und Ausweichbewegungen verhindert.

Besonders bei der Behandlung nach Verletzungen mit längerer Ruhigstellung, nach Operationen am Bewegungsapparat und auch in der Therapie muskulärer Dysbalancen bei chronischen Beschwerden findet die KGG Anwendung.

Klassische Massagetherapie (KMT)

Die klassische Massagetherapie (KMT) dient in erster Linie der Spannungsregulierung der Muskulatur und fördert das körperliche Wohlbefinden. Durch verschiedene Grifftechniken werden folgende weitere Wirkungen erzielt:
• Schmerzlinderung
• Minderung von Muskelhartspann/Verspannungen
• örtliche Mehrdurchblutung
• Lösung verklebter Gewebsschichten
• reflektorische Wirkungen auf innere Organe

Bobath-Konzept

Das Bobath-Konzept dient der Behandlung von Störungen des zentralen Nervensystems. Es orientiert sich an der kindlichen Bewegungsentwicklung. Im therapeutischen Spiel werden die verschiedenen motorischen Stadien wie z. B: das Drehen, Krabbeln, Stehen, Gehen neu entwickelt und gelernt.

Behandlungen nach Bobath (und auch Vojta) sind indiziert bei:
• Erkrankungen des zentralen Nervensystems
• kindliche Cerebralparese, Zustand nach Apoplex, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson etc.
• Erkrankungen des peripheren Nervensystems
• periphere Lähmungen, Plexus-Paresen, Polyneuropathien etc.
• Muskelspannungsstörungen
• Schiefhals, Skoliosen, Gelenkkontrakturen etc.

Ziel dieser beiden Therapieansätze ist die Behandlung von angeborenen und erworbenen zentralen Bewegungsstörungen bei Kindern und Erwachsenen.

Vojta-Therapie

Die Vojta-Therapie ist ebenfalls eine Methode zur Behandlung von Störungen des zentralen Nervensystems. Es erreicht durch manuellen Druck auf bestimmte Körperzonen, dass das zentrale Nervensystem Informationen über schlummernde oder blockierte motorische Fähigkeiten erhält. Reflektorisch versucht das Gehirn, diese zu »wecken« und in das bestehende motorische Programm zu integrieren.

Behandlungen nach Vojta (und auch Bobath) sind indiziert bei:
• Erkrankungen des zentralen Nervensystems
• kindliche Cerebralparese, Zustand nach Apoplex, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson etc.
• Erkrankungen des peripheren Nervensystems
• periphere Lähmungen, Plexus-Paresen, Polyneuropathien etc.
• Muskelspannungsstörungen
• Schiefhals, Skoliosen, Gelenkkontrakturen etc.

Ziel dieser beiden Therapieansätze ist die Behandlung von angeborenen und erworbenen zentralen Bewegungsstörungen bei Kindern und Erwachsenen.

Behandlung der Cranio-Mandibulären Dysfunktion (CMD)

Unter dem Begriff Cranio-Mandibuläre Dysfunktion (CMD) werden verschiedene schmerzhafte Funktionsstörungen des Kauorgans zusammengefasst.

Die CMD, zu der Erkrankungen der Kiefergelenke und Kaumuskeln sowie Störungen der Zahnkontakte gehören, wird in den letzten Jahren immer häufiger diagnostiziert. Neben der ärztlichen Behandlung spielt die Physiotherapie mit ihren vielfältigen Möglichkeiten eine wichtige Rolle in der ganzheitlichen Therapie.

Um eine gezielte Behandlung gewährleisten zu können, benötigt die Therapeutin oder der Therapeut eine klare Schmerz-Funktions-Analyse, gute Kenntnisse über Anatomie und Funktion des Kiefergelenkes sowie Kenntnisse über die Behandlungsmöglichkeiten in der physikalischen Therapie. Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit mit den behandelnden ärztlichen Fachbereichen unerlässlich.

Um eine Chronifizierung der Problematik zu vermeiden, sollte so schnell wie möglich eine komplexe Behandlung der einzelnen ärztlichen und physikalischen Fachbereiche eingeleitet werden. Der aktiven Mitarbeit der Patientin oder des Patienten kommt bei der Behandlung der CMD besondere Bedeutung zu.

Gute Ergebnisse konnten bisher durch Techniken aus der Manuellen Therapie erzielt werden. Die Therapeutin oder der Therapeut arbeitet dabei einerseits direkt am Kiefergelenk und seinen umgebenden Strukturen. Andererseits therapiert und korrigiert er auch die Wirbelsäule und eventuelle Haltungsfehler. Zusätzlich wirken sich Massage- und Wärmetherapie positiv aus.

Schmerzphysiotherapie

Die Schmerzphysiotherapie ist ein sehr lebendiges ganzheitliches Therapiekonzept, das die Manuelle Therapie, die neurologische Behandlungsform der Propriozeptiven Neuromuskulären Fazilitation (PNF) und die Kinästhesie (Körperwahrnehmungstraining) vereint.

Wesentliches Ziel der Behandlung ist die Aktivierung der Patientin oder des Patienten. Sie erleben, dass Sie durch selbständiges Üben und Änderungen Ihrer Lebensgewohnheiten die Schmerzsituation verbessern und kontrollieren können. Die Therapeutin oder der Therapeut begleitet Sie von der eher passiven Manualtherapie über das aktive, aber therapeutenabhängige PNF zur aktiven, therapeutenunabhängigen Kinästhesie.

Die Schmerzphysiotherapie findet Anwendung bei allen Schmerzsyndromen und postoperativen Reha-Behandlungen.

Feldenkrais-Methode

Die Feldenkrais-Methode stellt eine besondere Form körperorientierter Selbsterfahrung dar.

Mit dem Entdecken der gewohnheitsmäßigen, unbewussten Bewegungsmuster kann der Patient neue Bewegungsvariationen – Alternativen zu den gewohnten Handlungen – entwickeln. Dabei gleichen sich Muskelspannungen aus, und die Bewegungen werden leicht, geschmeidig und schmerzfrei.

Die Feldenkrais-Methode findet Anwendung bei schmerzhaften Beschwerden am Bewegungsapparat sowie im Bereich neurologischer Krankheitsbilder. Auch als entspannungsfördernde Maßnahme bei stressbedingten und psychosomatischen Erkrankungen wird sie erfolgreich eingesetzt.